Hier ein kleiner Überblick über Situationen, die zu Verspätungen im öffentlichen Verkehr führen:
Gleisparker
Gleisparker wissen oft gar nicht, dass sie Gleisparker sind. Man stellt sein Auto reinen Gewissens ab, hat auch brav einen Parkschein gelöst und geht seiner Wege. Kritisch wird es allerdings, wenn das Auto dann doch ein paar Zentimeter weiter vom Randstein entfernt steht als die anderen, denn plötzlich kommt die Straßenbahn nicht mehr vorbei. Breitenunterschiede gibt es übrigens zwischen den „alten“ Straßenbahnen und dem „neuen“ Cityrunner. Letzterer ist zwar komfortabler, aber auch breiter und kommt deshalb manchmal nicht an den „fast perfekt geparkten“ Autos vorbei. Für die Fahrgäste heißt das in den meisten Fällen: warten. Die KollegInnen aus der Leitstelle reagieren jedenfalls schnell. Ein Abschleppunternehmen muss organisiert werden und in einigen Fällen auch ein Ersatzverkehr eingerichtet werden. Zumeist kommen die Gleisparker aber nach wenigen Momenten angelaufen und geben die Fahrbahn frei.
Fahrgästen helfen (Kinderwagen, Rollstuhl, Geld wechseln)
„Kleinvieh macht auch Mist“, hat uns der Volksmund gelehrt. Und genauso verhält es sich auch im täglichen Linien-Verkehr. Fahrgast-Service hält oft den fließenden Verkehr auf – und sei es nur um eine Minute. Unsere FahrerInnen helfen beim Einsteigen mit einem Kinderwagen, klappen die Rollstuhlrampe aus oder verkaufen Fahrkarten. Das kostet halt einfach Zeit.
Stau
Bus und Bim teilen sich an einigen Stellen in Graz die Fahrbahn mit dem Individualverkehr. Sprich: bei Stau steht alles und jeder. Zu gewissen Uhrzeiten ist das vorprogrammiert, oft passiert es spontan (durch einen Wetterumschwung oder einen Unfall, beispielsweise). In Extremfällen reagiert die Funkleitstelle in Echtzeit und schickt Ersatzbusse los, die versuchen das Staugebiet zu umfahren und die Fahrgäste an Ersatzhaltestellen abzuholen, bis sich der Stau aufgelöst hat. Diese Ersatzbusse stehen am Jakominiplatz in Bereitschaft.
Schäden an der Infrastruktur (Bus/Bim, Leitung, Gleis)
Wer kennt das nicht, hin und wieder wird einfach etwas kaputt. Das ist mit jeder Art von technischem Gerät so – auch bei Bus, Bim, Oberleitung und Gleis. Je nachdem, was genau zu reparieren ist, dauert das eben, eventuell muss auch hier ein Ersatzverkehr eingerichtet werden. Für allfällige Schäden an der Infrastruktur haben die Graz Linien immer einen Bereitschaftsdienst, der rasch zur Stelle ist, um Probleme zu beseitigen (Oberleitung, Winterdienst, etc.).
Bahnübergang
Selten, aber doch, kommt es vor, dass Busse vor einem Bahnübergang stehen bleiben müssen. Wenn das passiert, muss man mit mehreren Minuten Wartezeit vor dem Schranken rechnen – die schlagen sich dann eben auch in der Ankunftszeit nieder (Autofahrer kennen aus leidlicher Erfahrung auch diese Situation).
Statistiken der ÖBB verdeutlichen die die Pünktlichkeit der Züge. Graz Linien führen solche Statistiken nicht, weil sie nicht repräsentativ wären. Bus und Bim müssen sich die Verkehrsflächen mit anderen Straßenbenützern teilen – Züge müssen das nicht , ihre Fahrpläne sind deshalb weniger anfällig, in Verzug zu geraten.
Fotos: Alexander Fünck / Holding Graz, Rudolf Watzinger / Holding Graz, Kevin Griebaum / Holding Graz
Viel interessanter wäre die Frage: “Warum fahren die Grazer Linien zu früh?” Beispiele aus den letzten drei Wochen:
– Linie 62, Carnerigasse, Abfahrtszeit laut Fahrplan 16:16, aber um 16:14 ist weit und breit kein Bus mehr zu sehen (wobei ich von Westen gekommen bin, d.h. der Bus muss schon for 16:14 auf die Kalvarienbergbrücke abgebogen sein).
– Linie 62, Carnerigasse, laut Fahrplan 16:31. Auch dieser Bus, auf den ich dann notgedrungen warten musste, fährt 2 Minuten zu früh ab.
– Linie 85, Gösting, lt. Fahrplan 14:04, der Bus fährt umd 14:03 ab, bis zur Anton-Gerstl-Straße ist er bereits 2 Minuten vor der Fahrplanzeit unterwegs. Bei der Haltestelle Negrelligasse lächelt der Fahrer noch ganz freundlich ein paar HTL-Schülern zu, die versuchen, den Bus mit einem Sprint noch zu erreichen, ohne zu warten.
– Linie 48, Thalstraße/Reihenhaussiedlung Richtung Gösting: Hier ist es Normalzustand, dass der Bus 1 bis 2 Minuten zu früh kommt.
Robert